Ouarzazate
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Ouarzazate liegt zwischen den Gebirgszügen des Hohen Atlas und des Anti Atlas auf reichlich 1000 m Höhe. Die Ortsbeschreibung überlassen wir gern Werner Wrage in seiner seiner "Straße der Kasbahs" aus den 1960er Jahren:
Ouarzazate kündigt sich durch die hoch aufragende Kasbah Taourirt an. Es tritt uns hier eine Kasbah entgegen, die aus einem eng zusammengebauten Ksar besteht. Die Häuser sind so hoch und lehnen sich so aneinander, daß von draußen der Eindruck eines einzigen festungsartigen Baues entsteht. Schmale Gassenschluchten durchziehen diese Berberstadt. Wenn man sie zum erstenmal sieht und mit der Welt des Südens noch nicht vertraut ist, stockt fast der Atem. Über dem Trockenbett eines Oueds wächst da plötzlich eine seltsame Hochhausstadt, ein „Chikago der Wüste”, eine „Skyline”, aus dem Schutt der Hammada. Erregend durch archaische Formen, an Südarabien erinnernd oder an Vorstellungen, die man vielleicht von Babylon und anderen Städten des frühgeschichtlichen Orients hegt, ineinander verschachtelt, überragt von turmartigen Bauten, teilweise zinnengekrönt. Und das alles aus Stampflehm und Luftziegeln!
Aber auch wenn nur 5 bis 7 Stockwerke übereinander getürmt sind, so ist das eine imposante Leistung. Leider haben Regengüsse und vielleicht auch andere Ereignisse einige der Bauten in Trümmer sinken lassen, so daß der romantische Glanz aus der Nähe betrachtet von einem Hauch des Verfalls getrübt wird.
Hier in der Kasbah Taourirt gibt es übrigens sogar ein Mellah, eine geschlossene jüdische Siedlung. Wir schweifen ein wenig durch die engen Gassen, deren dunkelbraunrote Lehmmauern hoch über uns aufragen. In einem Gewölbe hockt ein bärtiger, bebrillter Jude mit der typischen schwarzen runden Kappe und arbeitet an einem Silberschmuck. In einem gedeckten Durchgang sitzt ein anderer und liest in einem hebräisch geschriebenen Buch, vielleicht dem Talmud. Man führt uns in eine kleine im Erdgeschoß eines Hauses gelegene düstere Synagoge mit einem Thoraschrein.
Ob es sich hier um die Synagoge Bet Knesset handelte, in der sich heute eine Teppichmanufaktur befindet? Auch einen jüdischen Friedhof gibt es noch in Ouarzazate.
Sehenswert ist die beeindruckend große Kasbah, die Thami El Glaoui Anfang des 20. Jahrhunderts bauen ließ auf jeden Fall. Von der CERKAS, dem marokkanischen Denkmalschutz ist sie aufwändig restauriert, gut ein Drittel der Anlage ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Imposant ineinander geschachtelte Räume, verbunden über unzählige Treppenhäuser, nehmen – je höher man hinaufsteigt an Pracht zu.
Viele verbinden den Namen Ouarzazate untrennbar mit der Filmkultur. Ein großes Studio sowie das Filmmuseum zeugen davon. Die abwechslungsreiche Landschaft der Umgebung inspirierte namhafte Regisseure. Zahlreiche Kinoproduktionen, z. B. "Sodom und Gomorrha" von Robert Aldrich, "Gladiator" von Ridley Scott oder "Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil" mit Michael Douglas und Kathleen Turner entstanden hier. Scorsese drehte "Die letzte Versuchung Christi“ und "Kundun", mindestens ein James Bond ("Der Hauch des Todes") spielt hier, selbstverständlich auch "Himmel über der Wüste" von Bertolucci.
Einen Besuch wert ist Chez Dimitri, das vielleicht älteste Restaurant südlich des Atlasgebirges, das noch immer im Familienbesitz betrieben wird.
Im Jahr 1928 erreichte der Grieche Dimitri Ouarzazate. An der Hauptstraße der aufstrebenden Stadt gelegen, war das heutige Restaurant die erste Raststation, Treffpunkt für Spediteure und Reisende, die erste Haltestelle für Busse, die erste Tankstelle, die erste Post, die erste Telefonzelle und der erste Ballsaal.
Ausflüge:
Wer putzt nach einem Sandsturm die in 400 Reihen à 300 m Länge angeordneten etwas über eine halbe Millionen Parabolspiegel des Sonnenwärmekraftwerkes Noor 1 bei Ouarzazate? Und wer schiebt -wie 2018 notwendig- Schnee auf den Spiegeln? Der 242 m hohe Solarturm lockt bereits von Weitem. Ein Besuch der Anlage ist empfehlenswert. |
Der Weg Richtung Skoura über die RN10 führt vorbei am Barrage Al Mansour Ad Dhabi, der Wasser zur Kühlung des Solarkraftwerks liefert. Die große Oase Skoura mit ihren überall versteckten Lehmbauten bietet manch eine Überraschung. |
Richtung Demnate via RN23 liegt Tidhrest, eine einst sehr wohlhabende Oase in den Ausläufern des Hohen Atlas. Ein kleines Museum befindet sich im Ort, zahlreiche ineinander gebaute Tighermatin fallen auf. Präislamische Steinmonumente sowie Reste von Khettaras in der Umgebung deuten auf eine lange Besiedlungszeit hin. |
Der Ort Timatdrit mit seinem Tiguemi wurde einst von einer noch gut erhaltenen Khettara bewässert. |
Im weiteren Verlauf der RN23 fallen in nahezu jedem Dorf Tighermatin (befestigte Wohnburgen) auf, die zu spontanen Abstechern einladen. |
Ein winziger Speicher mit fünf Kammern auf drei Etagen ist Ighrem n'Fakhour, an einer Nebenstraße von Ouarzazate Richtung Demnate gelegen. Auch der weitere Verlauf des nahezu touristisch unberührten Tals ist empfehlenswert. |
Über die Naturbrücke Imi Nifri vor Demnate gelangt man in das malerische Aït Bougoumez-Tal. |
Zwei weitere Kasbahs der Glaoui bzw. dessen Khalifen mit den dazu gehörenden umliegenden ursprünglichen Dörfern gibt es in der direkten Umgebung von Ouarzazate. Die Kasbah des Glaoui von Talmesla und die des Glaouis von Tifoultout lassen den ursprünglichen Prunk nur noch höchstens ansatzweise erahnen. |
Südlich von Ouarzazate lässt sich in der Oase Fint ein herrlich entspannter Tag verbringen. Plätscherndes Wasser sorgt für die nötige Abkühlung, in kleinen Cafés und Restaurants wird für das leibliche Wohl gesorgt. |
Über eine Piste erreicht man Tiguirt, ein fast vergessenes Dorf am Hang. Am Fuße dieses Dorfes liegt eine idyllische Ecolodge, die sich für Ruhebedürftige als perfekter Platz zur Entspannung anbietet. |
In Agdz lockt ein kleiner saisonaler Dattelmarkt. |
Taguenzalt überrascht Besucher. Das von Charles de Foucauld erwähnte Gästehaus, sowie eine Moschee mit grandiosem Eingang lassen die einstige Pracht an der Außenfront noch erkennen. Auf der gegenüberliegenden Flussseite des Dorfes sind zahlreiche vorislamische Denkmale (Tumuli?) erkennbar. |
Entlang der wunderbar ausgebauten P 1507 überraschen authentische Dörfer den Besucher. |
In Taznakht faszinieren die herrlichen Farben und Muster der hier und in den umliegenden Dörfern handgefertigten Teppiche. |
Etwas weiter entfernt, dennoch ein lohnendes Ziel ist Foum Zguid, idealer Ausgangspunkt für Ausflüge ins Erg Chegaga. |
UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Aït-Ben-Haddou und das herrliche Ounila-Tal laden zu mehr als einem Tagesausflug ein. |
Das Marabout von Tazentout, ebenfalls von der Straße sichtbar, ist ein ganz besonderes. Aus Skoura bekannt handelt es sich hier um eine Sonderform, ein Grenier Marabout. Eine Kombination aus Speicherburg und Grabstätte. |
Wunderschöne Tighermatin – wenn auch heute nicht mehr bewohnt – sind in Tikirte zu bewundern. Alte Fotos von René de Segonzac lassen das einstige Leben dort fast wieder lebendig werden. |
Halbkreisförmig angeordnete Steinmonumente sowie ein Plateau mit weiteren ungewöhnlichen Steinformationen üben einen besonderen Zauber auf Wanderer aus. Von der RN9 ist diese Fundstelle über eine Piste, verbunden mit einem kleinen Fußmarsch erreichbar. |
Wenige, aber sehr hohe Außenmauern sowie das Eingangsportal der Festung Tisguidelt, eines ehemaligen Sultanspalasts, liegen auf einem Hügel. Die überlieferte Geschichte und eine Zeichnung findet man bei Charles de Foucauld. |
Zahlreiche gut erhaltene Speicherburgen, die oft noch in Nutzung sind, liegen an der RP1512. Es lohnt, mit offenen Augen die Straße entlang zu fahren und den einen oder anderen Stopp einzulegen. Die Dorfbewohner freuen sich über entgegengebrachtes Interesse. |
Ighrem n‘Aït Ouaaziz ist von der RN9 zu Fuß oder mit einem 4x4 erreichbar. In unmittelbarer Nähe des gleichnamigen Dorfes befindet sich in einer Felswand ein Höhlenspeicher (Tazaght). |
Eine verlassene Glaoui-Kasbah im ehemaligen Dorf Ikreched ist von der RN9 zu Fuß erreichbar. Prunkvolle Verzierungen, ein „Regierungszimmer“ mit bemalter Holzdecke sowie die Reste der Wasserversorgung sind noch gut erkennbar. |
Bei Tisseldeï finden sich viele Möglichkeiten, nach Mineralien zu suchen. Straßenhändler erinnern daran. In einer Höhe von 1700 m führen zahlreiche kleine handgetriebene Stollen in die Berge, in denen nach Quarzen, Amethysten, Achaten und anderen Mineralien gesucht wird. |
Ighrem n'Ougoudal, ein sehr gut erhaltener Speicher befindet sich unübersehbar an der RN9. Der Verantwortliche mit dem Schlüssel wohnt gleich nebenan. |
In einem idyllischen Tal können Petroglyphen, Felsgravuren, bestaunt werden, die zwischen 2000 und 10.000 Jahren alt sind. Bilder von Menschen, Reitern, Tieren, ein Sonnensymbol und unzählige Kerben. Bei Letzteren handelt es sich um "cuvettes de polissage", Schleifbecken. Hier wurde das Steinwerkzeug regelmäßig geschärft. |
Der kleine Ort Tamnesma verfügt gleich über zwei Speicher. Vielleicht wurde der erste zu klein, so dass neben der modernen Moschee ein zweiter entstand? |
Unmittelbar an der alten Straßenführung der RN9 (die neue führt heute dahinter vorbei) sind bei den Arbeiten Dinosaurierspuren entdeckt worden. |
Über den inzwischen fast fertig ausgebauten Pass Tizi-n-Tichka ist Marrakesch bequem erreichbar. |