Kasbahs - Zentren politischer Macht
"Kasbah" - je nach Region und Sprachbedeutung ein Begriff mit mehreren Inhalten.
Kasbah steht -im Gegensatz zur Mellah, dem jüdischen Viertel,- für das arabische Wohn-Quartier in Städten Nordafrikas. Im Südosten Marokkos wird die Wohnburg der Berber, der Tighremt oftmals als Kasbah bezeichnet. Fälschlicherweise wird Kasbah als Begriff für andere Bauwerke (z.B. Ksar Tizourgane) genutzt. Und heute wird das Wort Kasbah zuätzlich für Hotel-Neubauten im traditionellen Kasbah-Stil eingesetzt.
Hier geht es um die Überbleibsel der Kasbahs in Hohem Atlas, Anti-Atlas und Sirwa-Gebirge, die als Festungsanlage oder Burg der vom Sultan ernannten Gouverneure, eines Kaid / Qaids über ein bestimmtes Gebiet seit Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurden.
Gebäude also, die im Zusammenhang mit politischer Machtausübung stehen.
Von der Kasbah aus wurde Macht demonstriert, wurden Handelswege kontrolliert, Zölle erhoben. Die oftmals etwas unruhigen Berberstämme im Umland konnten direkt kontrolliert werden und ggf. wurde schnell dem Herrscherwillen entsprechend regulierend eingegriffen. Zu erwähnen ist hier natürlich der Berberfürst Thami El Glaoui, in dessen gewaltigem Reich erst Anfang/Mitte des . Jahrhunderts zahlreiche, immer noch recht bekannte Kasbahs wie z.B. in Telouet, Ouarzazate, Taliouine und Tinerhir errichtet wurden.
Die uns bekannten Kasbahs sind ausnahmslos aus Stampflehm gearbeitet, weswegen sie besonders pflegebedürftig sind.
Mit dem Wegfall des Zweckes dieser repräsentativen Gebäude war die Notwendigkeit für die ständig notwendige Pflege nicht mehr gegeben, die materiellen Mittel fehlten. Hinzu kam, dass die Gebäude insbesondere von El Glaoui nach dessen Entmachtung vom Staat konfisziert und aufgegeben wurden. Später wurde begonnen, die Grundstücke mit den Hinterlassenschaften darauf an die damals von El Glaui enteigneten Familien zurück zu geben. Diese versuchen nun teilweise privat, zu reparieren und erhalten was sie können und wollen... Nur wenige Festungen sind in das Programm der staatlichen Wiederaufbau-Organisation CERKAS gekommen und werden von dort organisiert erhalten.
Bei diesen kleinen Regierungssitzen handelt es sich eher um Gebäudekomplexe, gar kleine Städte, die ständig mit wuchsen. Zentral, oft auf einer Bergkuppe gelegen war es der Ort der Repräsentation, der Empfänge. Kommt man bis hierhin, lassen sich noch immer die Reste von Pracht und Prunk der vergangenen Zeiten erkennen.
In der Kasbah Telouet z.B. finden sich gekachelte Fußböden und Wände, schmiedeeiserne Fenstergitter, mit Glas überdachte Lichthöfe, Klappläden und Türen aus farbig bemaltem Holz, Stuck. Fast spürt man hier noch die alten Zeiten. Es ist zu bemerken: Der Baustil ist viel eher europäisch als arabisch, von Berberarchitektur keine Spur. Daneben folgen die Wohngemächer der Herrscher-Familie. Und wo Herrscher sind, dürfen natürlich die Beschützer, die Soldaten nicht fehlen: Die Unterkunftsräume der Wachen schließen sich an, und weiter die Wohnungen der Angestellten (Sklaven bzw. später deren oftmals dunkelhäutige Nachkommen, "Haratin" oder auch "Draoua" genannt). Danach die Ställe und kleinen Handwerksbetriebe.
In Taliouine kann man selbst noch das (sehr malerisch gelegene) Gerichtsgebäude und den Kerker ansehen!